Methode aus der Antike: Blutegel im AKH
Der Medizinische Blutegel ist nicht nur der bekannteste Vertreter der Egel, sondern auch ein Medizinprodukt und wird als dieses auch am AKH eingesetzt. Gehalten wird es in der Anstaltsapotheke des AKH in einer eigenen Kammer. Dort kümmert sich Alexander Gregor, der leitende pharmazeutische Assistent um die Tiere, die viel Pflege benötigen: „Die Blutegel freuen sich über das Baden. Sie werden dann beweglich.“
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50 Einsätze pro Jahr
Gefüttert werden die angekauften Blutegel nicht in der Anstaltsapotheke, sondern erst auf den Krankenstationen, wo sie sich bei Bedarf sattessen können: „Wenn Finger wieder angenäht werden - sogenannte Replantationen - und es kommt dort zu Durchblutungsstörungen, dann setzen wir Blutegel ein“, sagt Christine Radtke, die die Plastische Chirurgie an der MedUni Wien leitet, im Interview mit „Wien heute“. Auch bei Gewebetransplantationen können Blutegel zum Einsatz kommen.
„Die haben im Speichel eine komplexe Zusammensetzung von entzündungshemmenden Substanzen, von analgetischen Substanzen, von blutverdünnenden Substanzen - und all das spritzen sie hinein, wenn sie sich andocken und hineinbeißen“, erklärt die Leiterin der Anstaltsapotheke, Martina Anditsch. Rund 50 Mal pro Jahr werden im AKH diese medizinischen Assistenten aus dem Tierreich zu Hilfe geholt.
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40 Milliliter Blut pro Stunde
Innerhalb einer Stunde saugt so einer kleiner Egel bis zu 40 Milliliter Blut. Wenn er satt ist, lässt er locker und wird entsorgt. „Es gibt welche, denen graust es davor“, sagt Gregor. Dafür hat es fast keine Nebenwirkungen - im Gegensatz zu tausenden Pharmaprodukten, die es sonst noch so gibt, so Radtke: „Nebenwirkungen sind, dass man natürlich eine Infektionsgefahr haben kann. Patienten bekommen dann zusätzlich immer ein Antibiotikum.“ Steril ist die Behandlung mit Blutegeln also nicht gänzlich, sie funktioniert aber dennoch seit Jahrtausenden.
Quelle: wien.orf.at