BLUTEGELTHERAPIE
Die Blutegeltherapie ist eines der ältesten Heilverfahren der Alternativmedizin. Ihre weltweit verbreitete Anwendung beruht auf ihren günstigen Einfluss zur Bekämpfung und Linderung lokaler Schmerzsyndrome. Mehrere Studien zu diesem Thema haben die Wirksamkeit dieser traditionellen Therapie immer wieder bestätigt.
Die Blutegelbehandlung als Ausweitungsverfahren
Entsprechend ihrem Wirkmechanismus gehört diese Therapie zur Gruppe der Ausweitungsverfahren. Das bedeutet, dass für den Organismus schädliche Stoffe und Schlacken über das Blut ausgeschieden werden. Das Resultat ist eine Entlastung des gesamten Körpers. Im Unterschied zum Schröpfen und dem altbekannten Aderlass weist die Blutegeltherapie eine Besonderheit auf. Es ist das Speichelsekret der Blutegel, welches eine zusätzliche positive Wirkung entfaltet.
Der Speichel der Blutegel bringt die Wirkstoffe gleich mit Über 20 verschiedene Substanzen wurden im Speichel der Egel gefunden, die am besten untersuchten Wirkstoffe sind Edlin und Hirtin. Edlin wirkt sich günstig auf den Heilungsprozess bei Entzündungen aus, indem bestimmte Enzyme in ihrer Aktivität blockiert werden. Zudem wirkt Edlin schmerzstillend, was für die betroffenen Patienten während der Blutegeltherapie als sehr angenehm empfunden wird.
Hirtin ist eine Substanz, die auf den Gesinnungsfaktor Thrombin einwirkt, so dass sich die Fließeigenschaften des Blutes verbessern. Sehr positiv ist zu bewerten, dass auf diese Weise Tromben aufgelöst und eine Neubildung von Thrombosen verhindert werden kann. Das Risiko, eine Embolie zu bekommen, ist dadurch wesentlich geringer. Über eine Beschleunigung des Flusses der Lymphe trägt Hirtin zu einer schnellen Entgiftung des Organismus bei. Ein ganz wesentlicher Aspekt ist der Einfluss von Hirtin auf die Bildung neuer weißer Blutkörperchen und deren Aktivität. Da diese Blutbestandteile einen entscheidenden Anteil zur Abwehr von Krankheitserregern leisten, stärkt Hirtin auch das Immunsystem. Seine auf die Gefäße krampflösende Wirkung ist schließlich eine weitere positive Eigenschaft.
Studien beweisen die Wirksamkeit der Blutegeltherapie
Mittlerweile ist durch Studien belegt, dass die Behandlung mit Blutegeln teilweise einer konventionellen Therapie überlegen ist. Eine im Jahr 2004 von der Karl und Veronica Carstens-Stiftung durchgeführte Studie zeigt, dass der Einsatz von Blutegeln bei 80% der an Arthrose Erkrankten eine bessere Schmerzlinderung als die Applikation einer schmerzstillenden Salbe bewirkt. Auch die von der Universität Duisburg-Essen 2009 durchgeführte „Randomisierte kontrollierte Studie zur Wirksamkeit der Blutegeltherapie bei symptomatischer Reizarthrose“ verweist auf die Überlegenheit dieses alternativen Heilverfahrens gegenüber der herkömmlichen Arzneimittel-Therapie.
Die weitreichenden Anwendungsgebiete der Blutegeltherapie
Das Wirkungsspektrum der Blutegelbehandlung zeigt, was diese kleinen Tierchen alles leisten können. Es sind vorrangig entzündliche Prozesse und auf Durchblutungsstörungen beruhende Krankheiten, die mit Blutegeln effektiv behandelt werden können. Die wichtigsten Anwendungsgebiete der Blutegelbehandlung sind:
- Erkrankungen der Venen (Krampfadern, Thrombosen, Hämorrhoiden)
- Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems
- Erkrankungen der Gelenke (Gicht, Arthrose, Arthritis)
- Rheuma
- Blutergüsse und Prellungen
- Lymphstau und Leberstau
- Verschiedene Krankheitsbilder der Migräne
Wer auf die Blutegelbehandlung verzichten sollte
Die Blutegeltherapie ist im Prinzip fast frei von Nebenwirkungen. Dennoch gibt es auch bei diesem Verfahren bestimmte Faktoren und Patientengruppen, bei denen eine Behandlung nicht angezeigt ist:
- Einnahme von blutgerinnungshemmenden und blutverdünnenden Präparaten (Marcumar, Acetylsalicylsäure und ähnliche)
- Bekannte Allergie auf den Wirkstoff Hirtin
- Neigung zu überschießender Narbenbildung
- Bereits vorhandene Schwächung des Immunsystems
- Blutarmut
- Frauen in der Schwangerschaft
So empfindlich sind die kleinen Tierchen
Damit die Blutegel ihre Arbeit ordentlich verrichten können, muss der Patient einige Vorkehrungen treffen. Obwohl man es kaum vermutet, verfügen diese Tiere neben einem Temperatursinn über einen ausgeprägten Geruchssinn. Daher dürfen die zur Blutegeltherapie vorgesehenen Hautareale einige Tage zuvor nur mit reinem Wasser gewaschen werden. Die Anwendung von Cremes, Sprays usw. ist vor der Behandlung tabu.
Um eine für die Egel angenehme Temperatur sicherzustellen, werden die zu behandelten Stellen zuvor mit warmen Kompressen abgedeckt. So primitiv diese Tiere erscheinen, reagieren diese auch auf Reize wie helles Licht, Erschütterungen und Lärm. Während der Behandlung achtet der Therapeut darauf, dass diese Einflüsse ausgeschlossen werden. Nur wenn sich die Blutegel wohlfühlen, ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Blutegeltherapie gegeben.
Ablauf der Blutegeltherapie
Entsprechend dem vorliegenden Krankheitsbild wählt der Therapeut diejenigen Körperstellen aus, auf denen die Blutegel platziert werden. Auch die Anzahl der eingesetzten Tiere (meist zwei bis sechs) richtet sich nach dem Befund. Einige Bereiche werden dabei grundsätzlich ausgespart:
- Hautstellen mit entzündlichen Prozessen
- Venen und Krampfadern
- Offene Wunden
- Brustwarzen
- Schlecht durchblutete Regionen (geringer Wirkungsfaktor)
Die Blutegel werden mit einer Pinzette auf die betreffenden Hautstellen aufgebracht. Um ein wandern der Tiere zu verhindern, werden sie vom Therapeuten mit einem umgedrehten Glas in ihrem „Arbeitsbereich“ gehalten. Der eigentliche Vorgang beginnt mit dem Eindringen der winzigen Zähnchen in die Haut. Während des nun erfolgenden Saugens wird gleichzeitig das Speichelsekret und dessen Wirkstoffe in die Blutbahn abgegeben. Das Eindringen in die Haut ist schmerzarm und mit dem Stich einer Mücke vergleichbar.
Je nach „Appetit“ werden von einem Blutegel 10-20 Milliliter Blut aufgenommen. Ist sein Hunger gestillt, fällt er von ganz allein ab. In der Regel dauert eine Blutegeltherapie zwischen einer halben und eineinhalb Stunden. Ist es in Ausnahmefällen zwingend notwendig, die Behandlung zu unterbrechen, muss der Egel schonend entfernt werden. Das geschieht mit einem alkoholgetränkten Tupfer.
Zur Vermeidung der Übertragung von Infektionen, Bakterien usw. werden die Blutegel stets unter kontrollierten Bedingungen gezüchtet und selbstverständlich nur einmal eingesetzt.
Nach der Therapie – Erwünschte Effekte und Nachsorge
Nach der Blutegeltherapie ist es völlig normal, dass die Bisswunde zu bluten beginnt. Dieses sogenannte Nachbluten ist ein notwendiger und gewünschter Effekt. Neben einer entstauenden Wirkung wird auf diese Weise die Wunde gereinigt und von Keimen befreit. Die behandelten Hautstellen werden schließlich mit einem sterilen Verband locker abgedeckt. Am nächsten Tag wird dieser gewechselt. Nach ca. 12 Stunden, aber spätestens nach 24 Stunden ist das Nachbluten abgeschlossen. Nach ein bis drei Wochen ist die Bissstelle vollständig verheilt. Nur in seltenen Fällen bleibt eine winzige, kaum sichtbare Narbe zurück.
Obwohl die von den Egeln aufgenommene Blutmenge sehr gering ist, kann es zu einer harmlosen vorübergehenden Senkung des Blutdrucks kommen. Für an Bluthochdruck leidende Personen ist dies ein durchaus erwünschter Nebeneffekt.
Quelle: akupunktur-noll.de